Ein ehrliches Mahl in einem Denkmal (MZ / 24.08.19)

© MITTELBAYERISCHE
Regensburg Stadt | Aufgetischt | 24.08.2019
Seite 47


Ein ehrliches Mahl in einem Denkmal
Gasthaus Im Spitalkeller wird die bayerische Tradition hoch gehalten.

 

Von Wolfgang Ziegler

Der Spitalkeller in Regensburg-Steinweg wird seinem Namen nicht gerecht. Nur seinem Namen nicht. Denn ein Keller der kleinen, feinen Spitalbrauerei, der er im frühen 19. Jahrhundert einmal war, ist er schon lange nicht mehr. Dafür ist er heute ein Denkmal, eine Bühne und vor allem ein Traditionswirtshaus mit einem der schönsten Biergärten der Stadt. Und seit 2010 Stefan Dannert das Zepter schwingt, lebt auch die Küche diese Tradition und serviert ehrliche bayerische Kost.

Obwohl wir schon mehrfach in dem schattigen Terrassen-Biergarten am Fuße des Dreifaltigkeitsberges - unter anderem beim Public Viewing - zu Besuch und stets hoch zufrieden waren, machten wir jetzt aktuell für unseren Gastrotipp noch einmal eine Stichprobe. Und einmal mehr mussten wir feststellen: Im Spitalkeller weiß man, wie man Gäste glücklich macht.

In dem Traditionswirtshaus begannen wir ganz traditionell - mit einer Leberknödelsuppe. Die zeichnete sich schon einmal dadurch aus, dass die hausgemachten Leberknödel - wie leider oft genug andernorts - keine Semmelknödel waren, soll heißen, dass sich der Semmelanteil in Grenzen hielt und so eine feine Lebernote den Gaumen kitzelte. Weiter ging's mit einer Spanferkelhaxe an Dunkelbiersoße mit zweierlei Knödel, ein Muss für Freunde der bayerischen Küche - und für Knödelliebhaber. Der “Zweikampf” zwischen Kartoffel- und Semmelknödel endete unentschieden und für beide “vernichtend”.

Mein Freund Robert aus dem Regensburger Funkhaus probierte indes ein ganz besonderes Schmankerl aus Dannerts “Schnitzelwerkstatt”, wie sie der Chef nennt: Ein Regensburger Schnitzel, das sich seinen Namen durch eine Händlmaier-Senfpanade verdient und das mit Bratkartoffeln gereicht wird. Es segnete ebenso ratzeputz das Zeitliche wie die Haxe der Jung-Sau.

Weil Vor- und Hauptspeise gar so gut und obwohl wir eigentlich schon am Limit waren, riskierten wir noch einen Blick auf die Desserts - und wir konnten nicht widerstehen. Wir ließen Apfelstrudel gegen Apfelküchle antreten und sind uns heute noch nicht einig, wer das Rennen machte. Einig sind wir uns allerdings darüber, dass wir auf jeden Fall wieder kommen.

Ein Gedicht: Kalbshaxe mit zweierlei Knödel und Regensburger Schnitzel, serviert von Wirt Stefan Dannert und Servicekraft Miranda Foto: Lex